Mit dem 15. Rattenfänger-Literaturpreis wurde „Das Kind im Mond“ von Jürg Schubiger und Aljoscha Blau ausgezeichnet, eine Geschichte voller Wunder und doch von anschaulicher Realität.
Die Jury des Rattenfänger-Literaturpreises 2014 wählte am 10. Mai 2014 aus 228 Bucheinsendungen einstimmig das außergewöhnliche, wundervoll phantastische Bilderbuch „Das Kind im Mond“ von Jürg Schubiger und Aljoscha Blau, erschienen im Peter Hammer Verlag, zum diesjährigen Preisbuch.
Der mit 5.000 Euro dotierte Preis der Stadt Hameln wurde am 17. Oktober 2014 im Rahmen eines offiziellen Festaktes in Hameln an Aljoscha Blau und für den verstorbenen Jürg Schubiger an seine Ehefrau Renate Bänninger Schubiger im Theater Hameln überreicht.
Begründung der Jury
Es gibt Märchen, die anders beginnen als gewohnt: „Der Mann im Mond hat eine Frau, die Frau im Mond. Zusammen haben sie ein Kind, das Kind im Mond. Dieses Kind hat seine Eltern eines Tages auf dem Mond zurückgelassen und ist zur Erde gereist. Wie es dazu kam, das sollt Ihr nun hören.“
Jürg Schubigers Geschichte ist voller Wunder und doch so von anschaulicher Realität durchdrungen, dass wir uns das Leben auf dem Mond und die Sehnsucht des Kindes nach der in ihren blauen Himmel gehüllten Erde gut vorstellen können. Dazu tragen die poetischen Bilder des renommierten Illustrators Aljoscha Blau das Ihrige bei: konkret in ihrer abstrahierenden Zeichensprache und symbolisch in ihrer kontrastreichen Farbigkeit. Die Geschichte und die Bilder, in ihrer Weise originell und eigenständig, bilden in ihrer Verflechtung ein neues Ganzes. Die Wörter und Sätze unterstützen das Verstehen der Bilder, die Zeichnungen und Illustrationen geben Hinweise auf den Sinn der Geschichte.
Dieses außergewöhnliche, wundervoll phantastische Bilderbuch entführt uns in eine faszinierende, auf Wesentliches konzentrierte Welt. Der verfremdende Blick, den Jürg Schubiger und Aljoscha Blau aus der Ferne des Kosmos auf die Schönheit und Anziehungskraft der Erde richten, bringt uns zum Staunen und Nachdenken. Der Schmerz des Abschieds mischt sich mit der Freude über den neuen Anfang, den das Kind vom Mond auf der Erde erleben darf. „Heißt das, es geht ihm gut? fragt der Mann im Mond. Eine Träne verschwindet in seinem Bart. Ja, das heißt es, sagt die Frau. Das heißt es genau.“ (Für die Jury: Prof. Dr. Bernhard Rank, Juryvorsitzender)
Jürg Schubiger wurde 1936 in Zürich geboren und wuchs in Winterthur auf. Er studierte Germanistik, Psychologie und Philosophie und promovierte über Franz Kafka. Anschließend war er im pädagogischen Verlag seines Vaters tätig. Seit 1980 arbeitet er als Schriftsteller in Zürich. Jürg Schubiger schreibt für Kinder und Erwachsene. Sein Buch Als die Welt noch jung war (Beltz und Gelberg) erhielt 1996 den Deutschen Jugendliteraturpreis, Der weiße und der schwarze Bär mit Bildern von Eva Muggenthaler wurde 2008 für den Preis nominiert. Im selben Jahr wurde Jürg Schubiger für sein kinderliterarisches Werk mit dem Hans Christian Andersen-Preis ausgezeichnet.
Aljoscha Blau wurde 1972 in Leningrad geboren. Dort wuchs er auf und studierte erst Zeichnen und Malerei und dann ab 1990 Illustration und freie Grafik in Hamburg. Seine Werke stellte er in Paris, New York, Hamburg und Bologna aus. Er illustrierte zahlreiche Bücher, von denen viele ausgezeichnet wurden. Die Geschichte der Wirtschaft (Text: Nikolaus Piper, Beltz & Gelberg, 2007) und Schwester (Text: Jon Fosse, Bajazzo Verlag, 2006) erhielten den Deutschen Jugendliteraturpreis, Aesops Bilderbogen (Text: Antonie Schneider, Residenz Verlag, 2009) den Österreichischen Staatspreis, Rote Wangen (Text: Heinz Janisch, Aufbau Verlag, 2005) wurde u.a. mit dem Bologna Ragazzi Award geehrt. Seit 2009 wurde Aljoscha Blau mehrmals für den Astrid Lindgren-Gedächtnispreis nominiert.