Im Frühjahr 1945 nahm die Rote Armee Neumarkt in Schlesien ein und stellte die Stadt – zusammen mit fast ganz Schlesien – unter polnische Verwaltung. Viele verbliebene (deutsche) Neumarkter wurden kurze Zeit später aus ihren Häusern vertrieben und unter anderem nach Hameln deportiert. Dieser Zwangsumsiedlung gedenkt Hameln noch heute – in Form einer Patenschaft für Neumarkt.
Bei einer Bevölkerung von knapp 32.000 nahm Hameln bis 1949 etwa 13.000 Flüchtlinge auf – unter ihnen auch zahlreiche Neumarkter. Das stellte die Stadt, die sich nach dem Krieg in einem desolaten Zustand befand, vor enorme Probleme. Hauptproblem damals war die Unterbringung der vielen Menschen. Die Stadt war Ende 1946 hoffnungslos überfüllt, Flüchtlinge mussten auf Schulen und Fabrikanlagen verteilt werden. An zwei Standorten wurden Barackenlager errichtet.
Am 14. August 1954 übernahm Hameln offiziell die Patenschaft für das heutige Środa Śląska (Neumarkt in Schlesien). Zugleich wurde das erste Neumarkter Heimattreffen gefeiert, zu dem mehr als 5000 Gäste anreisten. In der Patenschaftsurkunde heißt es:
Die Stadt Hameln übernimmt die Patenschaft für den schlesischen Kreis Neumarkt. Der Rat der Stadt Hameln bekundet hierdurch besonders die Schicksalsverbundenheit mit den Heimatvertriebenen und die große kulturelle Bedeutung des deutschen Ostens.
Alle zwei Jahre kommen Neumarkter aus allen Teilen Deutschlands in Hameln zusammen, um über die Vergangenheit und ihre Erlebnisse zu sprechen und auch Jahre nach der Vertreibung Zusammenhalt zu zeigen. Der Neumarkter Verein e.V. Hameln organisiert für die Treffen immer ein Rahmenprogramm, zu dem auch ein Gottesdienst und eine Kranzniederlegung gehören.