Mit Bürste und Pinzette gegen den Verfall

Der Garnisonsfriedhof an der Deisterstraße fristet ein eher unbekanntes Dasein. Direkt neben der stark befahrenen Haupteinfallsstraße in die Stadt, liegt er gedrängt zwischen Häusern im Schatten. Die erhaltenen Grabstätten stammen vorwiegend aus dem 18. und 19. Jahrhundert und bereits seit vielen Jahren nagt der Zahn der Zeit an ihnen. Schriften und Ornamente zersetzen sich bis zur Unkenntlichkeit und die Abgase der vorgelagerten Straße liegen als schwarze Schicht auf dem gelben Sandstein. Einer Gruppe von jungen Studentinnen ist es nun gelungen, einen Teil der Grabmäler zu säubern und zu restaurieren.

Die acht Studentinnen gehören zur European Heritage Volunteers Organisation. Einer Bildungsorganisation, die als Stiftung in den Bereichen Denkmalschutz und Denkmalbildung, internationaler Austausch und Freiwilligenarbeit europaweit tätig ist. Im Rahmen des Projekts befassten sich die Studentinnen verschiedenster Fachrichtungen zwei Wochen lang mit der Konservierung der Grabmale. Vom 4. August bis 17. August lernten sie auf dem Garnisonsfriedhof Praktiken und Handwerkszeug kennen, lernten den Umgang mit Werkzeugen und den empfindlichen Materialien. So konnten zahlreiche Grabmale des Garnisonsfriedhofes gesäubert, ausgebessert und restauriert werden. Zuvor waren die Denkmäler kategorisiert worden, um eine Art Prioritätenliste erstellen zu können.

Denn genau wie einzelne Baudenkmale müssen auch denkmalgeschützte Friedhöfe vor dem Verfall geschützt werden. Das gilt auch für das Erbe der Militärgeschichte wie den Garnisonsfriedhof in Hameln. Hierbei geht es nicht um die Glorifizierung der bestatteten Offiziere aus der Garnison Hameln und dem norddeutschen Raum, sondern um eine kritische Auseinandersetzung mit Krieg und Gewalt. Die Grabdenkmale sind Zeitzeugen für nachfolgende Generationen.

Den acht Studentinnen wurde während ihres Aufenthaltes in Hameln ein vielfältiges Rahmenprogramm mit Stadtführung, Weserschifffahrt und Restaurantbesuchen geboten, welches von der städtischen Friedhofsabteilung, der Denkmalbehörde und dem Museum Hameln organisiert, betreut und unterstützt wurde. Zudem berichteten die Studentinnen in Vorträgen unter anderem über die Begräbniskultur in ihren Ländern: Die Teilnehmerinnen kamen aus Uruguay, Indien, Spanien, Honduras, Bangladesch, Frankreich, Portugal und den USA.

Für Hameln war es bereits die zweite Kooperation mit der European Heritage Volunteers Organisation. Bereits 2023 hatte sich eine Gruppe Studierender mit den Grabmälern des Garnisonsfriedhofes beschäftigt.

Die Studentinnen der Organisation bei der Arbeit:

Fotos von: Dirk Diekmann-Tirre und European Heritage Volunteer Organisation