Der Apotheker Ludwig Klussmann verließ die Sertürner`sche Chemiefabrik 1886. Dabei nahm er eine ganze Reihe von Geräten und Produktionsmitteln mit. Möglicherweise ging er davon aus, die Fabrik werde aufgegeben. Sein Verpächter hatte ihn gewähren lassen, aber sein Nachfolger Dr. Paul Lohmann (1858-1955) zog vor Gericht. Dieser hatte eine beinahe vollständig ausgeräumte Fabrik übernehmen müssen und hatte große Schwierigkeiten, die Produktion wieder aufzubauen. Das Urteil fiel gegen Klussmann aus und er musste die mitgenommenen Gegenstände aushändigen.
Der Apotheker baute an der Ohsener Straße ein eigenes Fabrikgebäude und produzierte dort u.a. Ferrum hydrogenio reductum. Offenbar hatte sein Vertrag mit Dr. Victor Sertürner (1834-1887) keinen Passus enthalten, der eine Nutzung seines dort erworbenen Fachwissens verbot.
Das von ihm erbaute Gebäude ähnelte dem am Feuergraben stark. Seit der Errichtung der ersten chemischen Fabrik in Hameln hatte sich die industrielle Technik allerdings sprunghaft entwickelt. Klussmann passte sein Gebäude den neuen technischen – und seinen finanziellen – Möglichkeiten an. Die Fabrik hatte wie die am Feuergraben einen winkelförmigen Grundriss um den zentralen Schornstein. Allerdings war sie mit ihren 381 Quadratmetern deutlich größer angelegt. Es gab Platz für einen Generator und einen für einen Motor, außerdem einen Raum für eine Schweißerei. Zwei große Fabrikationsräume waren getrennt voneinander angelegt. Ein Holzlager und ein „Comptoir“ rundeten die Anlage ab.
Allerdings vermochte der Apotheker seine Produkte nicht in so guter Qualität herzustellen, wie sie die Fabrik am Feuergraben ausgemacht hatte. Klussmann gelang es nicht, Fuß zu fassen. Schon 1888 verkaufte er seine Fabrik an den Chemiker Dr. Paul Stegelitz. Klussmann wurde wieder Apotheker in Hameln.
Die von ihm gebaute Fabrik steht in Teilen noch heute in der Ohsener Straße und dürfte eines der ältesten Hamelner Industriegebäude sein. Es gehört 2019 zur Autoreparaturwerkstatt der Brüder Zaiter.