„Besser vor der eigenen Tür kehren“

Die Äußerungen des Afferder Ortsbürgermeisters Björn Lönnecker zum Weggang der Firma Purrmann Logistik sorgen bei Oberbürgermeister Claudio Griese für Unverständnis. Statt Krokodilstränen zu vergießen, solle sich Lönnecker lieber selbstkritisch fragen, welches Signal die Ortschaft Afferde in Richtung des Investors gesendet habe.

„Die Widerstände in Afferde haben die Firma Purrmann jedenfalls nicht kalt gelassen“, sagt Griese. Es habe auf Seiten der Spedition massive Zweifel gegeben, ob eine Erweiterung des Gewerbegebietes Langes Feld überhaupt politisch durchsetzbar sei.

Statt nun die Verantwortung in Richtung Stadtverwaltung zu schieben, müsse sich Lönnecker fragen, ob es klug gewesen sei, das Thema Gewerbegebietserweiterung mit der Schaffung eines Dorfplatzes innerhalb des Gewerbegebietes zu verknüpfen. „Auch die Unterschriftenliste aus der Ortschaft Afferde dürfte ihre Wirkung leider nicht verfehlt haben“, so Griese. Er habe sich diesbezüglich von Lönnecker mehr Unterstützung gewünscht, betont der Rathauschef.

Er rät Lönnecker, auch in einem anderen Punkt besser vor der eigenen Tür zu kehren. Es sei nämlich die frühere, von der SPD unterstützte Oberbürgermeisterin gewesen, die jegliche Initiative bei der Ausweisung neuer Gewerbeflächen habe vermissen lassen. Die Sicherung von Vorratsflächen sei über Jahre hinweg nicht erfolgt. Dies nun der neuen Rathausspitze anzukreiden, könne er nur als Ablenkungsmanöver werten, sagt der OB.

Bereits kurz nach seinem Amtsantritt habe er eine offensive Flächenpolitik eingeleitet. Ein Ergebnis sei die nun anstehende Erweiterung des Gewerbegebietes Langes Feld im Ortsteil Afferde. Parallel laufe im Rathaus eine umfassende Potenzialanalyse, bei der sämtliche Flächen, die für eine gewerbliche Entwicklung geeignete sind, unter die Lupe genommen werden. „Wir fassen das Thema strategisch an“, gibt Griese die Richtung vor. Zum Gesamtpaket gehöre auch der Aufbau eines Brachflächenkatasters, auf das interessierte Betriebe bereits in Kürze zugreifen können.

Ausdrücklich bedauert Griese, dass der Ortsbürgermeister mit seinen Äußerungen dem Standort Hameln unnötig schlecht rede. „Wirtschaftsfreundliches Handeln der Politik müsse anders aussehen, so der Oberbürgermeister. Lönnecker hatte angekündigt, sich im Rat für eine „verbesserte Wirtschaftsförderung“ einsetzen zu wollen. Damit verkenne er die Leistungen der zuständigen Rathausmitarbeiter, die auch von der Firma Purrmann gewürdigt worden seien. „Wir empfinden die Kritik Lönneckers als Tritt vors Schienenbein“, unterstreicht Griese. Einer geforderten gemeinsamen Wirtschaftsförderung von Landkreis und Stadt erteilt der OB in diesem Zusammenhang eine Absage: Die Abwerbung der Firma Purrmann Logistik sei der beste Beweis, dass der Landkreis vor allem eigene Interessen verfolge. „Hameln würde dabei hinten herunter fallen“, warnt der Oberbürgermeister.

Mit Unverständnis reagiert Griese auch auf den Vorwurf, sein Wirtschaftsförderungskonzept habe „nicht gegriffen“. Mit engagierter Bestandspflege, intensiver Beratungsarbeit und vielfältiger Unterstützung im Einzelfall sorge sein Team für zusätzliche Arbeitsplätze, Wachstum und ein wirtschaftsfreundliches Klima. Umso bedauerlicher sei es, dass Teile der Politik dies offenbar nicht wahrhaben wollten. Die in jüngster Zeit knapp gewordenen Gewerbeflächen seien ein Beleg für den Erfolg der städtischen Wirtschaftsförderung.  

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