Kundinnen und Kunden der Stadtwerke Hameln Weserbergland GmbH profitieren: Trotz des Energiehammers der Bundesregierung sollen die Strom- und Gaspreise sinken, während der Wasserpreis ab Jahresbeginn leicht steigt. Im Interview mit Susanne Treptow, Geschäftsführerin des Unternehmens, erfahren Bürgerinnen und Bürger mehr über die Veränderungen im Jahr 2024.
Frage: Nachdem sich die Bundesregierung im November bereits auf das Ende der Preisbremsen zum 31. Dezember verständigt hat, gab es nun gestern eine Einigung zur Erhöhung der CO2-Abgabe und dem Wegfall des Zuschusses der Übertragungsnetzentgelte über 5,5 Mrd. Euro. Bundesweit ist vom Energiehammer die Rede. Was bedeuten diese enormen Belastungen für die Stadtwerke und ihre Kundinnen und Kunden?
Antwort: Die politischen Entwicklungen auf Bundesebene haben erheblichen Einfluss auf die Energiepreise. Daher haben wir in den letzten Wochen sehr aufmerksam die Debatten verfolgt und uns in unseren Verbänden für mehr Transparenz und Klarheit eingesetzt. Wenngleich die Diskussion um das Preisbremsenaus für uns aufgrund der bereits in 2023 erfolgten Senkungen (unterhalb des Preisbremsenniveaus) keine Rolle mehr gespielt hat, begrüßen wir, dass es nun endlich Klarheit gibt. Der Wegfall der Stützung der Übertragungsnetzentgelte wird leider einen Anstieg der bundesweiten Stromnetzentgelte zwischen 1 bis 3 ct/kWh zum 1. Januar zur Folge haben. Die genaue Höhe ist noch unbekannt und wird in den nächsten 14 Tagen kalkuliert. Auch der Anstieg der CO2 -Bepreisung auf nun 45 Euro pro Tonne hat direkte Auswirkungen auf den Gaspreis. Zumal beide Preisbestandteile in der Regel auch nicht von Preisgarantien auf den gängigen Preisvergleichsportalen abgedeckt sind und der Anstieg somit nahezu alle Energielieferverträge bundesweit erhöhen wird. Dies ist aktuell ein völlig verzerrtes Bild in der Preispolitik/-kalkulation, welches es noch nie gegeben hat.
Frage: Frau Treptow, die Stadtwerke Hameln Weserbergland senken trotz dieser Erhöhungen erneut die Strom- und Gaspreise, diesmal zum 1. März 2024. Nach den bereits erfolgten Senkungen in diesem Jahr ist dies eine erfreuliche Nachricht so kurz vor Weihnachten. Was hat zu dieser Entscheidung geführt?
Antwort: In der Tat, wir freuen uns, unseren Kundinnen und Kunden eine gute Nachricht vor Weihnachten übermitteln zu können und wollen im gleichen Atemzug die Angst vor den, von der Bundesregierung angekündigten, Belastungen auf die Energiepreise nehmen. Denn wir haben die bundesweiten Erhöhungen bei den Netzentgelten und der CO2 -Abgabe in unserer Kalkulation bereits berücksichtigt, sodass unsere errechnete Ersparnis auch tatsächlich bei unseren Kundinnen und Kunden ankommt: Mit den erneuten Senkungen der Strom- und Gaspreise erfüllen wir unser Versprechen, erzielte Einkaufsvorteile auf den Beschaffungsmärkten unmittelbar an unsere Kundinnen und Kunden weiterzugeben. Es ist das Ergebnis intensiver Bemühungen und einer verantwortungsvollen Herangehensweise an die Herausforderungen, denen wir in den letzten zwei Jahren gegenüberstanden.
Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten ist es uns ein Anliegen, einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität unserer Bürgerinnen und Bürger zu leisten. Die niedrigeren Preise tragen dazu bei, die Kosten für Energie bezahlbar zu halten und fördern gleichzeitig die lokale Wirtschaft. Als kommunales Stadtwerk sehen wir es als unsere integrale Aufgabe, unseren Beitrag zur finanziellen Entlastung der Bevölkerung zu leisten und keine Gewinnmaximierung zu betreiben. Als 100-prozentige Tochter der Stadt Hameln gehören wir mittelbar allen Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt. Insofern war das aus unserer Sicht nun – unabhängig von den politischen Einigungen in Berlin – unsere Pflicht, einen weiteren Beitrag zur Entlastung der lokalen Bevölkerung zu leisten.
Frage: Könnten Sie uns einen Überblick über die bereits erfolgten Preissenkungen in diesem Jahr geben?
Antwort: Selbstverständlich. Im laufenden Jahr haben wir bereits zwei Preissenkungen durchgeführt: Zum 1. Juli 2023 wurden die Strompreise reduziert, gefolgt von einer Gaspreissenkung zum 1. Oktober 2023. Mit beiden Anpassungen konnten wir die Preise bereits unterhalb des Niveaus der Preisbremsen von 40 ct/kWh (brutto) im Strom- bzw. 12 ct/kWh (brutto) im Gasbereich senken. Damit liegen wir im bundesweiten Mittel bereits per heute weit vorn. Laut BDEW-Studie liegt der durchschnittliche Strompreis für Haushalte im Jahr 2023 bei 45,73 ct/kWh und ist damit rund 14 Prozent teurer als bei uns. Selbiges gilt im Gasbereich. Hier liegt der Durchschnittspreis für Haushalte im Jahr 2023 bei 13,99 ct/kWh und ist damit sogar rund 24 Prozent teurer als bei uns. Die nunmehr beschlossene weitere Senkung zum 1. März bedeutet erneut finanzielle Entlastung, auch wenn – wie deutschlandweit – das Preisniveau im Vergleich zum Jahr 2021 (vor dem Ukraine-Konflikt) nicht erreicht wird.
Frage: Wie profitieren die Bürgerinnen und Bürger vor Ort denn nun konkret von den erneuten Preissenkungen?
Antwort: Im Strombereich sinkt bei gleichbleibendem Grundpreis der Arbeitspreis in den Sondertarifen um 2,98 Cent brutto je Kilowattstunde. Ein Drei-Personen-Haushalt mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden spart im Jahr somit rund 104 Euro. In der teureren Grund- und Ersatzversorgung erfolgt die Senkung sogar um 5,95 Cent brutto je Kilowattstunde, was eine Einsparung von rund 208 Euro pro Jahr ausmacht.
Für unsere Gaskundinnen und -kunden fällt der Vorteile noch größer aus: Bei gleichbleibendem Grundpreis sinkt der Gaspreis in der Grundversorgung und dem Sondertarif „Bestabrechnung“ zum 1. März einheitlich um 1,07 Cent brutto je Kilowattstunde. Ein Haushalt mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden spart im Jahr somit rund 214 Euro. Die individuellen Schreiben zur Preissenkung gehen den Kundinnen und Kunden in den nächsten Wochen per Post zu.
Für alle Kundinnen und Kunden, die uns sozusagen die „Treue halten“ und sich zwei Jahre an uns binden, haben wir uns etwas Besonderes ausgedacht und gewähren Vorteilskonditionen: sowohl für Strom als auch für Gas halten wir mit den Produkten regioGARANT.Strom und regioGARANT.Gas hierfür das passende Angebot bereit. Bei einer Vertragslaufzeit bis 31.12.2025 liegt die Ersparnis für Strom bei einem Jahresverbrauch von 3.500 kWh hier sogar bei 207 Euro pro Jahr, bei einem Gasjahresverbrauch von 20.000 kWh liegt die Ersparnis bei 277 Euro pro Jahr.
Gerne beraten wir im Kundencenter hierzu. Alle Informationen sind natürlich auch auf unserer Internetseite www.stwhw.de verfügbar.
Frage: Gibt es nun noch weitere politische Faktoren, die die Preissituation im nächsten Jahr beeinflussen können und die noch nicht verabschiedet sind?
Antwort: Ja, tatsächlich. Im Raum stehen auch noch Überlegungen zur vorzeitigen Erhöhung der Mehrwertsteuer für Gas und Wärme von 7 auf 19 Prozent. Das Gesetz sieht aktuell noch eine Erhöhung zum 1. April vor. Der Bundestag hat jedoch bereits im Rahmen des sogenannten Wachstumschancengesetzes eine vorzeitige Erhöhung zum 1. März beschlossen. Dieses hat jedoch im Bundesrat keine Mehrheiten gefunden und befindet sich somit noch beim Vermittlungsausschuss des Bundesrates. Sollte dem Vorhaben gefolgt werden, würde dies zu einer weiteren Belastung für alle Privatverbraucher führen. Unsere Kundinnen und Kunden können wir hier jedoch die Sorgen nehmen: Mit unserer Gaspreissenkung zum 1. März um durchschnittlich 10 Prozent kompensieren wir die vorzeitige Erhöhung bereits zum Großteil. Daneben setzen wir uns aktiv für eine faire Preisgestaltung ein und sehen es als unsere kommunale Aufgabe, die Interessen unserer Kundinnen und Kunden zu vertreten.
Frage: Wie wollen die Stadtwerke ihren Kunden langfristig günstige Preise ermöglichen? Gibt es weitere Maßnahmen, die die Stadtwerke Hameln Weserbergland im Zusammenhang mit der Energiekrise planen?
Antwort: Wir setzen auf eine kontinuierliche Optimierung unserer Prozesse und setzen uns aktiv für eine nachhaltige und bezahlbare Energieversorgung im Weserbergland ein. Hierzu standen wir zuletzt im intensiven Dialog mit der Bevölkerung in Sachen „Windenergieausbau in Hameln“, den wir gemeinsam mit den Projektierern Juwi und Landwind vorantreiben wollen. Natürlich mit dem Ziel, dass die lokale Bevölkerung vor Ort profitiert und keine börsennotierten Konzerne oder Fonds uns zuvorkommen und diese betreiben. Auch den PV-Ausbau treiben wir aktiv im Weserbergland voran. Als erstes wird der Solarpark in Emmern an das Netz gehen.
Darüber hinaus prüfen wir laufend innovative Lösungen, um unseren Beitrag zur Energiewende zu leisten und die Versorgungssicherheit für unsere Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten. Auch hier wurden wir erneut mit einem Bonus von der Bundesnetzagentur ausgezeichnet, da wir im Verhältnis zu allen deutschen Netzbetreibern und unserer Versorgungsstruktur weniger Versorgungsausfälle als der Bundesdurchschnitt im vergangenen Jahr hatten.
Frage: Eine Erhöhung gibt es allerdings direkt zum 1. Januar beim Wasserpreis – warum wird dieser erhöht?
Antwort: Wir stellen unseren Kundinnen und Kunden zuverlässig Trinkwasser in sehr guter Qualität zur Verfügung. Jährlich fördern und leiten wir rund 3,3 Millionen Kubikmeter durch unser Netz. Gerade in den vergangenen Monaten erleben wir jedoch auch in der Trinkwasserversorgung rasante Kostensteigerungen. Auch hier machen sich gestiegene Personalkosten bemerkbar, aber viel mehr noch die Material- und Tiefbaukosten für Instandhaltung und Erneuerung des rund 326 Kilometer langen Verteilnetzes sowie der Brunnen und Hochbehälter. Diese müssen wir nun, wenn auch nur teilweise, an unsere Kundinnen und Kunden weitergeben.
Frage: Wie wirkt sich die Erhöhung konkret in Zahlen aus?
Antwort: Der Grundpreis steigt um 1,07 Euro (brutto) im Monat, der Arbeitspreis um 10,7 Cent je Kubikmeter (brutto). Für einen Drei-Personenhaushalt in einem Einfamilienhaus mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 120 Kubikmeter erhöhen sich die jährlichen Kosten für Wasser damit um 25,68 Euro (brutto) bzw. 2,14 Euro (brutto) pro Monat ab 1. Januar
Zusammenfassung: Der zuvor genannte 3-Personen Musterhaushalt mit einem Stromverbrauch von 3.500 kWh, einem Gasverbrauch von 20.000 kWh sowie einem Wasserverbrauch von 120 Kubikmetern pro Jahr kann sich somit über Entlastungen zwischen 292 Euro und maximal 458 Euro in den Garant-Tarifen freuen.