Es ist soweit: Die Dachsanierung des Hochzeitshauses nimmt Form an. Seit 2017 suchte die Stadtverwaltung beinahe vergebens nach traditionell hergestellten Sandsteinplatten für das Dach des Gebäudes, bis ein im Solling entdeckter Steinbruch neue Hoffnung brachte. Nun ist das Ende in Sicht: Der verantwortliche Architekt Matthias Götz präsentiert den ersten handgefertigten Musterstein.
Das Hochzeitshaus: Ein Hingucker für alle Hamelner und eine Attraktion, die Touristen auf Ihrem Rundgang durch Hameln gesehen haben sollten. Dem bedeutendsten Bauwerk der Weserrenaissance in Hameln fehlt jedoch aktuell ein intaktes Dach. Als wesentlicher Teil des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes soll das Dach im historischen Stil saniert werden. In Absprache mit dem Niedersächsischen Landesdenkmalamt sollen hierfür neue, aber auf die historische Weise produzierte Sandsteinplatten verwendet werden – nur die Suche nach geeignetem Material bremste das Vorhaben bislang.
Damit ist nun Schluss: Ein Steinbruch im Solling konnte ausfindig gemacht werden, von dem die Stadtverwaltung nun die seltenen Dachsteine für das Hochzeitshaus bezieht. Es handelt sich um handgefertigte Steinplatten, die jeweils einzeln bearbeitet wurden. „Jede Steinplatte ist ein Unikat, das durch Handarbeit entstanden ist“, betont Matthias Götz.
Die einzigartigen Dachplatten werden in drei Schichten überlappend verlegt werden. Bautechnisch ergibt sich dabei der Vorteil eines dichten Daches. Das Material ist außerdem luftdurchlässig. Im Gegensatz zur letzten Eindeckung im Jahr 1931 wird das Dach diesmal nicht gedämmt. „So wie es in früherer Zeit gedacht war“, sagt Matthias Götz. Auf diese Weise schiefert der Stein nicht ab und das Dach kann von innen eingesehen und gewartet werden.
Die historische Deckweise sei eine Bautradition, die nur noch wenige Unternehmen in Deutschland umzusetzen wissen, so der Architekt der Büro Bergmann GmbH. Finde sie nicht weiterhin Verwendung, so sterbe sie irgendwann aus.
Unterteilt ist das Vorhaben in drei Bauabschnitte: Die Arbeiten am ersten Bauabschnitt wurden bereits im Juni 2022 vollendet und mit 430.000 Euro abgerechnet. Beispielsweise wurde der Dachstuhl bearbeitet, aus welchem Dämmmaterial und Lüftungsröhre entfernt wurden. Nun laufen bis zum September die Bauarbeiten des zweiten Bauschnittes. Im Winter wird die Neueindeckung des Daches aufgrund des Frostes pausiert. Die Bauarbeiten des dritten Bauabschnittes sollen anschließend bis März nächsten Jahres beendet werden. Insgesamt rechnet die Stadtverwaltung mit Kosten in Höhe von insgesamt 3.275.000 Euro. Unterstützend erhält die Stadt Hameln eine Zuwendung aus einem Denkmalschutz-Fonds in Höhe von 450.000 Euro.
Grund für die Dachsanierung sind gravierende Schäden am Dach des historischen Gebäudes. Bei einer Routineuntersuchung der Zentralen Gebäudewirtschaft im Jahr 2017 stellte sich heraus, dass die Dachplatten aus Solling-Sandstein stark beschädigt sind – die Folge langjähriger Witterungseinflüsse und Alterungsprozesse. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung befürchteten, Dachziegel könnten herunterfallen und so wurde das Dach übergangweise mit einem Sicherheitsnetz versehen.