Gemeinsamer Unterricht im Klassenraum, sozialer Austausch mit anderen Kindern, ablenkungsfreie Lernräume: Welchen Stellenwert die Schule im Alltag junger Menschen hat, wurde umso deutlicher, als sie während der Pandemie nicht oder nur teilweise betreten werden konnte. Eines der drängendsten Anliegen von Lehrern und Schulleitungen, Eltern, Schulträgern und Politik im nun beginnenden neuen Schuljahr ist es deshalb, erneute Schulschließungen oder Szenarienwechsel zu verhindern.
Ein Mittel, um den Schulunterricht für alle so sicher wie möglich zu gestalten, sollen Luftfilter sein. Hersteller modernder Geräte versprechen bis zu 99,95 Prozent Filterleistung von Viren und Bakterien aus der Raumluft. Die Stadt Hameln stattet nun noch vor Unterrichtsbeginn am Donnerstag ihre Grund-, Real-, Oberschulen und Gymnasien sowie alle Kindertagesstätten in städtischer Trägerschaft mit insgesamt 62 mobilen Anlagen aus. Drei Grundschulen haben freiwillig auf eine Filteranlage verzichtet. Die Integrierte Gesamtschule (IGS) verfügt über ein fest eingebautes Lüftungssystem.
In den Kindertagesstätten kommt zunächst jeweils ein Gerät pro Einrichtung zum Einsatz, die Schulen erhalten mindestens ein Gerät pro Jahrgang. Bis Ende Dezember werden die Luftfilter zunächst getestet und dann entschieden: Haben sie den gewünschten Effekt? Stören die entstehenden Geräusche oder die Zugluft den Unterricht? Wie wartungs- und reparaturanfällig sind die Geräte? Denn über den tatsächlichen Nutzen von Filteranlagen für Klassenräume war bereits im Vorfeld bundesweit gestritten worden, sogar das Umweltbundesamt hatte die mobilen Anlagen nur „mit Einschränkung“ empfohlen.
„Eines ist schon jetzt klar“, sagt Dirk Kuhfuß, Leiter des Fachbereichs Bildung, Familie und Soziales bei der Stadt: „Regelmäßiges Lüften bleibt auch mit Luftfiltern Teil des Schulalltags.“ Die Geräte gelten zwar als sehr wirksam, führen aber weder Feuchtigkeit noch Kohlendioxid ab und ersetzen demnach das Lüften nicht, sondern stellen nur eine Ergänzung dar.
Nach Ende der Testphase will die Stadt entscheiden, ob weitere oder andere Geräte angeschafft werden. Von einer finanziellen Förderung durch den Bund und das Land Niedersachsen profitiert die Stadt Hameln dabei nicht: „Gefördert werden können nur Anlagen für Räume, die nicht oder nicht ausreichend belüftet werden können“, sagt Kuhfuß. Dies treffe auf keine der Hamelner Einrichtungen zu. Zudem ist insbesondere die Förderrichtlinie des Landes Niedersachsen noch nicht veröffentlicht und damit die genauen Förderbestimmungen noch immer sehr vage. Auch von Miete oder Leasing der Geräte wurde abgesehen: Zu teuer im Vergleich zum Kauf, so das Fazit der Stadtverwaltung.