Vorerst keine Extra-Spur für Radfahrer an Deisterstraße

Lange wurde diskutiert und gestritten: Der geplante Modellversuch in der Deisterstraße hat hohe Wellen geschlagen. Vorgesehen war, die Deisterstraße stadteinwärts auf eine Fahrspur zu verengen. Autofahrern sollte eine Spur genommen, Fahrradfahrern eine Spur gegeben werden. Nun muss die Stadt zurückrudern, weil eine Großbaustelle die Planungen durchkreuzt.

Das Thema bestimmte über Wochen hinweg die Schlagzeilen. Die Meinungen hätten kaum gegensätzlicher sein können: Radfahrer forderten mehr Sicherheit auf der vielbefahrenen Bundesstraße, Anwohner erhofften sich von dem Verkehrsversuch weniger Lärm. Autofahrer hingegen befürchteten ein Verkehrschaos. Jetzt zieht die Stadt die Reißleine: „Es wird vorerst keinen Modellversuch geben“, heißt es aus der Verwaltung.

„Wir weichen damit aber nicht vor den Kritikern zurück“, betont die Pressestelle der Stadt. „Es ist nicht so, dass wir kalte Füße bekommen haben.“ Grundsätzlich mache ein Praxistest auch weiter Sinn und sei ein wichtiger Beitrag zur Verkehrswende – „nur eben nicht wie ursprünglich geplant im Jahr 2025“.

Grund für den Stopp des Modellversuchs seien Planungen der Deutschen Bahn, die voraussichtlich zwischen August 2029 und März 2031 die Eisenbahnbrücke an der Deisterstraße neu bauen will. Die Brücke solle dabei nicht einfach eins zu eins ersetzt werden. Vorgesehen sei eine größere Durchfahrthöhe: 4,70 Meter sollen es werden, der heutigen Norm entsprechend. Folge: Die Deisterstraße müsste im Brückenbereich um bis zu 1,20 Meter abgesenkt werden. „Dies hätte weitreichende Konsequenzen auch für die Einmündung der Bahnhofstraße“, heißt es aus der Verwaltung. Der gesamte Einmündungsbereich inklusive Ampelanlage müsse bei dieser Variante umgebaut werden.

Nach Informationen aus dem Rathaus arbeiten die Deutsche Bahn, die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr und die Stadt derzeit daran, den bisherigen Vorentwurf zu optimieren. Ziel sei es, die Folgen für den Einmündungsbereich Deisterstraße/Bahnhofstraße zu mildern. „Noch haben wir keine abgestimmte Vorentwurfsplanung“, beschreibt die Pressestelle den aktuellen Stand. Unter diesen Umständen einen Modellversuch zu starten, dessen Ergebnisse womöglich nicht umgesetzt werden könnten, sei für die Stadt „keine Option“.

Ursprünglich hatte der groß angelegte, sechsmonatige Verkehrsversuch bereits im September vergangenen Jahres beginnen sollen. Im Abschnitt zwischen der Einmündung Lohstraße und dem Berliner Platz wollte die Stadt die Deisterstraße von drei auf zwei Fahrspuren reduzieren. Der frei werdende Platz sollte Fahrradfahrern zugutekommen: Auf der stadtauswärts führenden Seite war ein 1,85 Meter breiter Fahrradstreifen geplant, dazu ein 0,75 Meter breiter Sicherheitsstreifen.

Sobald die Planungen für die neue Eisenbahnbrücke und die Anbindung der Bahnhofstraße konkreter werden, sollen die Vorbereitungen für den Modellversuch wieder aufgenommen werden, kündigt das Rathaus an. Als erster Schritt solle dann eine Simulation der Verkehrsströme in Auftrag gegeben werden.

zurück zur Übersicht