Die Stadt will das Thema Windenergie neu aufrollen. Hintergrund sind Vorgaben des Landes Niedersachsen, wonach auch in Hameln weitere Flächen für Windenergie bereitgestellt werden müssen. Die Verwaltung möchte Bürgerinnen und Bürger einbinden und lädt zu einer Info-Veranstaltung am Freitag, 25. August, 17 Uhr, in der Rattenfänger-Halle ein.
Der Druck ist groß: Für den Landkreis Hameln-Pyrmont ist vorgesehen, 0,8 Prozent der Kreisfläche als regionales Teilflächenziel für den Windenergieausbau vorzusehen – dies ist nahezu eine Verdoppelung der bisher bereitgestellten Flächen von etwa 0,45 Prozent des Kreisgebiets. Folge: Es müssen im gesamten Landkreis – einschließlich der Stadt Hameln – weitere Flächen für Windenergie ausgewiesen werden. Die Frist endet nach Informationen aus dem Rathaus spätestens am 31. Dezember 2026.
„Sollten wir dies nicht schaffen, würden wir das Ruder aus der Hand geben“, macht Oberbürgermeister Claudio Griese klar. Die Folge wäre nach Darstellung der Stadt, dass Windenergieanlagen im gesamten Stadtgebiet baurechtlich als „privilegierte Vorhaben“ betrachtet werden müssten. „Und die wären dann praktisch überall zulässig“, betont Griese die Dramatik. Steuerungsmöglichkeiten durch die Stadt würden vollständig entfallen, eine „Verspargelung“ der Landschaft sei die mögliche Konsequenz.
Soweit soll es nach dem Willen des Rathauschefs nicht kommen. Die Verwaltung hat deshalb alle für Windenergie in Frage kommenden Flächen nochmals unter die Lupe genommen. Ergebnis: Insgesamt acht bis zehn weitere Windräder könnten „städtebaulich verträglich“ noch errichtet werden.
Bei den in Frage kommenden Standorten seien „harte Tabukriterien“ berücksichtigt worden, erläutert Erster Stadtrat Hermann Aden. Historische Wälder, Naturschutzgebiete und Hubschraubertiefflugtrassen blieben von Windenergieanlagen verschont. Zu Gebäuden an den Ortsrändern werde ein Mindestabstand von 750 Metern bzw. der dreifachen Anlagenhöhe eingehalten. Der Abstand zu so genannten Splittersiedlungen und Einzelgehöften betrage – wie rechtlich gefordert – das Zweifache der Anlagenhöhe.
Dies sind die möglichen neuen Windenergie-Standorte:
- nördlich von Rohrsen bzw. westlich von Hilligsfeld am Fuße des Schweinebergs (vier Windräder),
- östlich von Afferde und Rohrsen in der Nähe der bereits vorhandenen Anlagen (zwei Windräder),
- südöstlich von Haverbeck (drei Windräder) und
- im Bereich der Hamelner Kläranlage (ein Windrad zur Eigenversorgung).
„Mit diesen neuen Windenergieanlagen können wir einen Beitrag zur Energiewende leisten“, sagt Aden. Es gehe aber auch um Preisstabilität und eine autarke, möglichst krisenfeste Energieversorgung für Hameln. Daher sei das Engagement der Stadtwerke Hameln-Weserbergland zu begrüßen, die bereit seien, mit Windanlagenbetreibern zu kooperieren und in größerem Umfang in neue Windenergieanlagen im Stadtgebiet zu investieren. „Das bringt Vorteile für jeden Bürger im Versorgungsgebiet der Stadtwerke“, unterstreicht der Erste Stadtrat.
Die aktuellen Planungen der Verwaltung bewertet Aden als „Vorüberlegungen“, in deren Folge die planungsrechtlichen Voraussetzungen für mögliche neue Windkraftstandorte geschaffen würden. Wenn es dann konkret werde, müsse jeder Standort ein aufwändiges immissionsschutzrechtliches Genehmigungsverfahren durchlaufen, in dem die konkreten Anforderungen geprüft und auch entsprechende Gutachten (unter anderem bezüglich Schallschutz und Schattenwurf) vorgelegt werden müssten.
Bei der Info-Veranstaltung in der Rattenfänger-Halle werden neben Erstem Stadtrat Hermann Aden auch Vertreter der Stadtwerke und der Windkraftbetreiber anwesend sein. Bürgerinnen und Bürger haben die Möglichkeit, ihre Fragen direkt an die jeweiligen Ansprechpartner zu richten.