Die Baustraße verändert ihr Gesicht: Nicht nur können Besucherinnen und Besucher seit Juli ihr Mittagessen auf neu gestalteten Außenbereichen in der Sonne zu sich nehmen, zwischen Blumen und neuen Bäumen im verkehrsberuhigten Bereich – auch im ehemaligen „Betten Brauns“ tut sich seit einigen Wochen etwas. Die vormals abgeklebten Schaufenster sind wieder einsehbar, im Inneren arbeiten Handwerker, verlegen Leitungen, streichen die Wände. Das seit Januar 2020 leerstehende Geschäft wird endlich wiederbelebt – mit einem ganz besonderen Konzept: „natürlich ohne …“.
Dort, wo zuvor 85 Jahre lang Bettwäsche verkauft worden war, bietet Inhaberin Martina Oberüber nun ab Ende Oktober alles „ohne“ an: Lebensmittel wie Reis, Nudeln, Mehl, Kaffee, Getreide im ganzen Korn oder zum selber Mahlen ohne Verpackung, Naturkosmetik und -reiniger ohne Tierversuche oder chemische Inhaltsstoffe, Bio-Brot und Backwaren, Honig und vegane Brotaufstriche aus der Region ohne weite Anfahrtswege, Käse, Jogurt und Milchprodukte ohne Plastik. Auch eine große Auswahl an weizenfreien Produkten für Allergiker hat Oberüber im Sortiment. Generell: „Wertschätzung ist ein großes Thema für mich“, sagt die gelernte Reformhaus-Fachverkäuferin. Mit „natürlich ohne …“ möchte sie dazu beitragen, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren – Kunden können bei ihr beliebige Mengen einkaufen, unabhängig von den üblichen 500-Gramm-Packungen im Supermarkt –, und auch Verpackungsmüll zu verringern. Im Laden stehen Gläser zum Ausleihen bereit, auch eigene Behälter befüllt Oberüber gerne. Dass sie für ihre Ladeneinrichtung die alten Regale aus „Betten Brauns“-Zeiten weiterbenutzt, ist für die Hamelnerin nur konsequent: „Da schließt sich der Kreis“, sagt sie.
Ab Ende Oktober öffnet „natürlich ohne …“ montags bis freitags in der Zeit von 9 bis 18 Uhr und samstags von 8 bis 16 Uhr. Nach „Küche 7“ in der Alten Marktstraße ist der Unverpacktladen damit einer der ersten, der von der städtischen Leerstands-Offensive „Hameln handelt“ profitiert und ein Jahr lang Mietzuschuss sowie einen einmaligen Ladenbauzuschuss erhält.
Und auch nur wenige Schritte weiter in der Osterstraße tut sich etwas: Glasiert, mit Topping, mit Vanille- oder Nutella-Füllung, mit Streuseln oder ohne – bei „Hanson Donuts“ wird jeder Heißhunger gestillt. Familie Hassan Sanchez, die bereits seit Oktober 2020 in Bückeburg eine Filiale führt, eröffnete am vergangenen Wochenende ihren Donut-Shop. „Ein Stück Amerika in Deutschland“, sagt Bilal Hassan Sanchez, das sei für seine amerikanische Ehefrau und ihn schon lange ein Traum gewesen. Entsprechend opulent sehen die handgemachten Süßwaren aus, dazu gibt es Muffins, Pancakes, Bagels, Milchshakes – typisch amerikanisch eben. Ein Angebot, das es in dieser Form in Hameln bislang noch nicht gab. Dienstags bis samstags von 11 bis 20 Uhr und sonntags von 12 bis 20 Uhr können die Hamelnerinnen und Hamelner nun ihren Appetit auf Süßes dort stillen. Zuvor hatte der ehemalige Edelstein-Laden „Myriel“ seit beginnt der Corona-Pandemie leergestanden. Dank „Hameln handelt“ und Familie Hassan Sanchez schließt sich hier nun eine Lücke – auch kulinarisch.
„Vogts Brotkörbchen“ in der Ritterstraße 10 hatte bereits Mitte Juli eröffnet. Das Konzept, Backwaren vom Vortag vor dem Wegwerfen zu bewahren, hatte sich zuvor schon in Detmold, Leopoldshöhe und Blomberg bewährt, in Hameln profitiert die Filiale ebenfalls von der Leerstands-Förderung der Stadt.