Einen Urlaubsort und seine Attraktionen einfach so auswählen? Das ist für Menschen mit Beeinträchtigung nicht immer so einfach möglich. Sie müssen planen. Gibt es vor Ort einen Aufzug? Darf ich meinen Assistenzhund mitbringen? Gibt es unüberwindbare Stufen? Hameln hat zwei seiner Veranstaltungshallen nun prüfen und zertifizieren lassen. Mit Erfolg: Beide gelten offiziell als "Barrierefreiheit geprüft".
Vergeben wird diese Auszeichnung durch das einheitliche Kennzeichnungs- und Zertifizierungssystem „Reisen für Alle“. Es schafft Transparenz und signalisiert, dass ein Betrieb, ein Ort oder eine Region Informationen zur Barrierefreiheit bietet. Diese Kennzeichnung ist für jeden Betrieb und Ort möglich. Ganz egal ob Gastgewerbe, Tourist-Information, Reisebüro, Reiseveranstalter, Verkehrsträger, Freizeitanbieter oder die öffentliche Infrastruktur.
Die Hameln Marketing und Tourismus GmbH (HMT) hat die Rattenfängerhalle und auch das Weserberglandzentrum überprüfen lassen. Bewertet nach einheitlichen Qualitätsstandards haben beide die Prüfung durch externe Gutachter erfolgreich bestanden. Sie gelten ab sofort als "Barrierefreiheit geprüft" und dürfen die zugehörigen Piktogramme führen. Die Rattenfängerhalle trug diese Auszeichnung zuvor bereits. Die Zertifizierung gilt drei Jahre. Schon bald soll auch die Touristinformation auf Barrierefreiheit geprüft und zertifiziert werden.
"Die Teilnahme am Projekt "Reisen für alle" schärft den Blick auf die eigenen Häuser und gibt Anregungen für Verbesserungen, die allen Besucher nutzen“, erklärt sich Oliver Meinecke, Leiter des Hallen-Management der HMT. "Treppenstufen kennzeichnen, Funktionalität der Sanitärräume verbessern und erweiterte Ausschilderung sowie Vorab- Informationen im Internet sind einige Punkte, die umgesetzt wurden. So kommen wir Schritt für Schritt voran und führen Optimierungen durch“, sagt Meinecke.
Das Informations- und Kennzeichnungssystem „Reisen für Alle“ ist ein vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördertes Projekt des Deutschen Seminar für Tourismus Berlin e.V. Es soll Gästen ermöglichen, die Eignung eines Angebots für ihre individuellen Ansprüche eigenständig zu beurteilen. Bei dem Prüfverfahren werden sechs verschiedene Behinderungsformen unterschieden: Rollstuhlfahrer, Menschen mit Hörbehinderung, Gehörlose Menschen, Menschen mit Sehbehinderung, Blinde Menschen und Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung. Für Niedersachsen übernimmt die Tourismus Marketing Niedersachsen (TMN) die Koordination, die Schulung sowie Aufwandsentschädigung für die sogenannten Erheber. Das Prüfverfahren für die Zertifizierung ist komplex und wird Punkt für Punkt anhand von Checklisten abgearbeitet.
Harald Wanger, Geschäftsführer der HMT, hält die Kennzeichnung für eine erste gute Orientierungsmöglichkeit. Da Anforderungen aber sehr unterschiedlich ausfallen können, steht die Touristinformation Hameln weiterhin beratend zur Seite. "Mit Angeboten im Bereich der Stadtführungen in Leichter Sprache oder speziell für blinde Menschen und auch unserer ohnehin überwiegend barrierefreien Innenstadt, schlagen wir eine Brücke zu Menschen mit Behinderung", so Wanger. Für die Dauer des Aufenthaltes können über die HMT auch Rollstühle geordert und Informationen über barrierefreie Übernachtungs- und Einkehrmöglichkeiten in Erfahrung gebracht werden.
Alle bundesweit zertifizierten Einrichtungen sind unter www.reisen-fuer-alle.de und für Niedersachsen unter www.niedersachsen-barrierefrei.de, zu finden.
Anbei finden Sie das Zertifikat für die Rattenfängerhalle und das Zertifikat für das Weserberglandzentrum.