1426 wurde Hameln für etwa 150 Jahre Mitglied der Hanse, wodurch die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte. Architekturfreunde bezeichnen die Hamelner Altstadt mit ihren liebevoll restaurierten Sandstein- und Fachwerkbauten aus dem 16. bis 18. Jahrhundert als „Juwel der Weserrenaissance“. Die 1.200 Jahre alte Rattenfängerstadt ist ein Traum für Kurzurlauber an der Deutschen Märchenstraße in Niedersachsen.
Im Rahmen des Digital-Projekts www.hanserouten.de zeigt das Länderzentrum für Niederdeutsch (LzN) nun auch die Bedeutung weniger bekannter Hansestädte für die hanseatischen Handelsbeziehungen des Mittelalters. Zu einer der weniger prominenten Hansestädte gehört beispielweise auch Hameln. So entstand ein Video-Beitrag auf YouTube mit Texten auf Platt- und Hochdeutsch sowie Englisch und als Herzstück eine interaktive Wanderkarte auf den Hanse-Spuren durch Hameln. Die Hameln Marketing und Tourismus GmbH (HMT) unterstützte das LzN mit Informationen und Bildern.
Die plattdeutsche Internetseite präsentiert die Hansezeit als digitales Spracherlebnis zum Nachreisen. Die Website zeigt Plattdeutsch im Stadtbild ausgewählter Hansestädte sowie das mittelalterliches Leben und die Sprache der Hansezeit. Dass Niederdeutsch die Handelssprache zur Hansezeit war, wie es wirkte und wo es heute noch gesprochen wird, sei kaum bekannt oder prominent sichtbar, heißt es vom LzN. An dieser Stelle seien deshalb mit dem Projekt „Hanserouten.de“ initiativ geworden. Der Internetauftritt betont das kulturelle Erbe der Hansezeit mit dem Fokus auf die niederdeutsche Sprache und schlägt eine Brücke in die Gegenwart. Somit wird das Niederdeutsche in der Fläche und auch als ökologisch nachhaltiges Erlebnis hervorgehoben und präsent gemacht. Hierfür wurden informative Videos von renommierten Filmemachern erstellt. Mit beeindruckenden Bildern wird auf eine Reise zu ausgewählten Hanseorten eingeladen und gezeigt, wie sich das Niederdeutsche in den Handelskontoren des Nord- und Ostseeraumes als gesprochene und geschriebene Sprache durchsetzen konnte.
Mit dem Smartphone werden die aufgeführten Stadtrundgänge in Form von „Storymaps“ zu schönen und interessanten Ausflugserlebnissen für Jung und Alt. Die Routen können zu Fuß, per Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln unkompliziert erkundet werden.
Niedersächsische Binnenhanse im Fokus
Mit der Erweiterung der Hanserouten um Goslar, Braunschweig, Uelzen, Hameln und Kiel erhält die niedersächsische Binnenhanse eine Bühne. Denn Braunschweig als Handelsknotenpunkt und Goslar als Tor zur Erzgewinnung im Harz bildeten zwei wichtige Pfeiler innerhalb der Händlergemeinschaft. Durch Uelzen und Hameln treten Töpfer- und Brauwaren sowie der Getreidehandel auf den Plan. Doch auch Kiel im Norden präsentiert sich als Mitglied der Hanse im Ostseeraum. Die historischen Handelsrouten Flämische Straße und Ochsenweg machen deutlich, welche Wegstrecken von den Kaufleuten überwunden werden mussten.
Ostfälische Plattdeutschvariante wird sichtbar
Die digitale Aufbereitung ermöglicht weiterhin, die in Südniedersachsen gesprochene Plattdeutschvariante Ostfälisch zu erleben. Die Spaziergänge mit Storymaps für das Smartphone beinhalten an verschiedenen Stellen Hinweise auf das Ostfälische in den Stadtbildern. Hörbeispiele aus den Regionen Braunschweig und Goslar geben Websitennutzern die Möglichkeit, tiefer in das Plattdeutsch der Region einzutauchen. Christianne Nölting, Geschäftsführerin des Länderzentrums für Niederdeutsch: „Die Erweiterung der Hanserouten um die Binnenhanse verdeutlicht den Anwendern, wie breit aufgestellt das Händlernetzwerk war.“
Das Länderzentrum ist eine gemeinnützige GmbH der Länder Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Ziel ist es, sich länderübergreifend für den Schutz und den Erhalt für das Niederdeutsche einzusetzen. Gefördert wurde das Projekt durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.