Vom „heißeste Thema der Stadt“ spricht die Hameln Marketing, wenn es um die Klimalieferung geht. Am 6. Juli öffnete sich die Klima-Kiste in der Rattenfängerstadt und bleibt bis zum 14. August stehen: Es ist ein neuer Raum, der Hitzeresilienz in der Innenstadt erlebbar macht. Die Stadt Hameln hoffte dabei auf Unterstützung aus dem Förderprogramm „Zukunftsräume Niedersachsen“ des Ministeriums für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung und ist zunächst in Vorleistung gegangen.
Ministerin Wiebke Osigus übergab am (heutigen) Donnerstag einen entsprechenden Förderbescheid über 300 000 Euro aus dem Landesprogramm „Zukunftsräume“ an Hamelns Ersten Stadtrat Hermann Aden. Zeitgleich wurde die begehbare „Klima-Kiste“ in der Innenstadt, die das Thema Hitzeresilienz in der Stadt für die Bürgerinnen und Bürger erlebbar machen soll, aufgeschlossen. Mithilfe der Landesförderung kann Hameln 500 000 Euro einsetzen, um das nach eigenen Angaben im Wortsinn „heißeste Thema der Stadt“ anzugehen.
Ministerin Osigus lobte den Ansatz: „Hameln greift hier ein wichtiges Thema für Innenstädte auf, denn die Zunahme von Hitzetagen, die sich vor allem in dichtbebauten Innenstädten bemerkbar machen, ist auch bei uns eine wachsende Herausforderung. Mit dem niedrigschwelligen Programm ‚Zukunftsräume‘ geben wir Kommunen den Raum, dieses Thema anzugehen“, sagte Osigus. Zudem baue die Rattenfängerstadt mit dem aktuellen Programm auf anderen Förderungen auf und wirke nachhaltig in der Innenstadt.
Auslöser für die Maßnahme ist die steigende Zahl der Hitzetage in Deutschland, die sich in den dichtbebauten Innenstädten besonders stark bemerkbar machen und laut Experten häufiger und heftiger werden sollen. „Das ist nicht nur eine Frage von Shopping-Laune, es geht auch um die Sicherheit, gerade von Kindern, älteren Menschen und Kranken, die auch bei 40 Grad den Arzt aufsuchen müssen. Die Innenstadt muss für alle Zielgruppen ein attraktives Ziel bleiben“, sagte Hamelns Oberbürgermeister Claudio Griese. „Wir sind äußerst dankbar, über das Förderprogramm ‚Zukunftsräume' die notwendige Unterstützung vom Ministerium zu erhalten“, so Griese weiter.
Über die Klima-Kiste nehme man sich des Themas an, sensibilisiere und schaffe nachdrücklich ein Bewusstsein. Gleichzeitig sei sie als Experimentierraum für eine klimaresiliente Stadtplanung zu verstehen. Die 5 x 7 Meter große Kiste ist 2,60 Meter hoch und vollgestopft mit reichlich Stadtgrün. Kombiniert mit einem kühlen Luftzug, soll in der begehbaren Kiste ein angenehmes Klima vorherrschen und an heißen Tagen der direkte Vergleich zum überhitzten Stadtraum deutlich werden. „Eintreten, platznehmen und einfach mal Aufatmen – künftig geht es zum Cool Down in die Innenstadt“, beschreibt Stadtmanager Dennis Andres den gewünschten Effekt.
Im Lieferschein wird deutlich, dass viele weitere Klimatools an Bord sind, im Vorfeld geliefert wurden oder noch geplant sind: Die Playfountain, erfrischender Sprühnebel, ein Trinkwasserspender, Thermometer, Der Tag der Umwelt, kleine Events und Vorträge rund um das Thema, mobiles Stadtgrün, Informationstafeln über aktuelle Projekte Stadtplanung zur Steigerung der Klimaresilienz, und ein neuer Innenstadtbewohner gehört auch dazu: Der erste neue Baum wurde in der Bäckerstraße bereits im Vorfeld gepflanzt und wird nun aufgepäppelt, 500 bis 1.000 weitere hitzeresiliente Bäume stehen bereits auf der Stadt Agenda.
Im Mittelpunkt des Projektes steht die Bürgerbefragung. Rund um die Kiste werden die Besucher niedrigschwellig über das „heißeste Thema der Stadt“ informiert und mittels QR-Codes um ihre Meinung gebeten. In den Umfragen geht es um mögliche Maßnahmen, wie Brunnen, Bachläufe, Begrünung, Entsiegelung, Luftzirkulation und Abschattung, aber auch um Ideen, die sich die Befragten für die Hamelner Innenstadt vorstellen können.
Eine große Umfrage der Gesundheitsregion Hameln-Pyrmont ist ebenfalls angedockt, die mehr über die Auswirkungen der Hitze auf die Menschen im Landkreis erfahren möchte. Es geht vor allem um Klimaanpassung, also wie konkret auf die Folgen der Hitze reagiert werden kann. „Hier will keiner mit dem erhobenen Zeigefinger auftreten und von Hameln aus die Welt retten“, versichert Aden, „die Innenstadt braucht höhere Aufenthaltsqualität und einen gesteigerten Freizeitwert, wir wollen zeigen, dass Hitzeresilienz damit Hand in Hand gehen kann und mitgedacht werden muss.“
Mit Blick auf die Umfrageergebnisse soll im Rahmen der zweijährigen Förderung 2024 eine konkrete Maßnahme in der Innenstadt folgen und der Prozess vertieft werden. „Es geht also weiter“, sagt Andres. Die prämierte Sommeraktion „Hameln. Komm, wie Du bist.“ liefere dabei weiterhin den Rahmen für das wichtige Stadtthema und sorgt mit dem ausgefallenen Stadtmobiliar, Konfettimuster und Spielgeräten dafür, dass es nicht zu „trocken“ wird, wenn ernste Themen präsentiert und besprochen werden, so Hamelns Stadtmanager weiter.