Jubiläum für die dunkle Seite des Pfeifers

2009: 725 Jahre Rattenfänger von Hameln. Jubiläumsjahr. Große Feier, viel Presse, viel Arbeit. Die Dunkle Seite des Pfeifers wird nach vorne gekehrt und „Der verführte Verführer“ aus der Taufe gehoben. Wohin die Hamelner Kinder am 26. Juni 1284 verschwunden sind, ist bis heute ein ungelöstes Rätsel. Ein Mysterium, das der Sage und damit auch der Stadt eine geheimnisvolle und besondere Aura verleiht.

Der Sage nach tauchte im Jahre 1284 ein Fremder in Hameln auf, der die Stadt bis heute in der ganzen Welt berühmt gemacht hat. Selbst in Amerika und Asien kennt man den Rattenfänger, der, mit der unheimlichen Kraft seiner Musik, Hameln erst von der Rattenplage befreite, dafür nicht den versprochenen Lohn erhielt und schließlich alle Kinder aus der Stadt lockte. Die uralte Sage macht Hameln damit einzigartig auf der Deutschen Märchenstraße. Denn die Geschichte vom Rattenfänger ist kein nettes, buntes Märchen, sondern eine düstere Erzählung um Lügen, Rache und Verführung ohne Happy End. „Der verführte Verführer“, oder auch „Dunkle Rattenfänger“ transportiert seit zehn Jahren diese Seite der Geschichte als szenische Stadtführung.

Das „Ein-Mann-Theaterstück“ in sechs Akten wurde zum 725-jährigen Jubiläum im Jahr 2009 unter dem Leitmotiv: Geheimnis, Magie und Verführung, konzipiert. Die Hameln Marketing und Tourismus GmbH (HMT) beauftragte damals die Agentur „boy“ aus Kiel, die dazu eine innovative Kampagne inklusive einer mystischen Webseite, die Hameln einmal von einer ganz anderen Seite zeigen sollte, entwickeln sollte. Ein neues Logo wurde auf den Weg gebracht und alte und neue Formate dem Leitgedanken zugeführt. Die "Dunklen Rattenfänger" hatten damals ihren Ersten Auftritt bei der DWZ Sportgala.

Den einen oder anderen begegnete im Jahr 2009 in Deutschland im Wartezimmer seines Arztes der dunkle Rattenfänger im mystischen Gewand. Auf dem Schutzumschlag, der dort meist ausliegenden Zeitschriften, der oft als Werbeträger dient, warb Hameln als Teil der umfangreichen Marketing-Kampagne für das Rattenfänger-Jubiläum. Den Kampagnen-Startschuss gab das Stadtmarketing 2009 am ersten Märzwochenende mit der Jubiläumsveranstaltung „Mystica Hamelon“, bei der vor allem die Uraufführung der mystischen Führung „Der verführte Verführer“ und die neuen Rattenfänger-Kostüme für Furore sorgten.

Die Kostüme entstanden zuvor in einer Projektarbeit mit der Hochschule Hannover (HsH) Fachbereich Design - genauer: Eine hochkarätig besetzte Jury wählte aus 14 außergewöhnlichen Entwürfen der HsH -Studierenden die zwei besten Kostüme aus. Anna-Elise Ritter und Maria Woick waren die siegreichen Kostümdesignerinnen. Die Studierenden mussten sich mit der Dramaturgin des Stücks, Johanna Kunze, abstimmen, um den neuen Kostümen das entsprechende mystische Flair zu geben, was das Konzept verlangte. Außerdem mussten die Studierenden, die sonst hauptsächlich Kostüme für Theaterbühnen entwerfen, den Einsatzzweck beachten. Denn die Rattenfänger-Kleidung sollte nicht nur gut aussehen, sondern gleichzeitig funktional sein, da die Stadtführer bei Wind und Wetter unterwegs sind. Professorin Maren Christensen betreute damals das Projekt.

Neben Johanna Kunze arbeiteten damals Claus Lindner und Brian Boyer an der Umsetzung der szenischen Führung, die die Altstadt als Kulisse nutzt. Beide Darsteller sind heute noch im Einsatz. sie präsentieren die auf historische Vorlagen basierende Kleinstücke in verwinkelten Gassen, die Teils amüsieren, hintergrundtief zum Nachdenken einladen und schließlich in einen geheimnisvollen Schlussakt enden.

„Der Reiz des Rattenfängers liegt in seinem ungelösten Geheimnis, in seinem dunklen Flair, in dem mysteriösem Ausgang. Diesen Charakteristiken tragen wir damit Rechnung“, sagt Harald Wanger, Geschäftsführer der Hameln Marketing und Tourismus GmbH. „Nicht nur viele Gäste nutzten das Jubiläumsjahr zum Hameln-Besuch. Die Draufsicht auf die Rattenfängersage hat sich seither verändert – raus aus der Eindimensionalität eines ausschließlich netten, bunten Flötenspielers hin zu der Mystik und Magie einer Sage, die weltweit Menschen bewegt – und nicht zuletzt aufgrund all dieser Erfahrungen auch 2014 auf der nationalen Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO landete“, schildert Hamelns Tourismuschef.

Tipp Kurzfilm: Die Deister- und Weserzeitung erstellte im Jahr 2016 für ihre Seite Via Saga einen kurzen Film mit dem dunklen Rattenfänger, dargestellt von Klaus Lindner. Den finden Sie unter: http://viasaga.de/geschichte/aktenzeichen-rattenfaenger--bis-heute-ungeloest.html.

Der verführte Verführer - das "Ein-Mann-Theaterstück" in Hamelns Gassen

Wer ist dieser lichtscheue Geselle, der plötzlich neben Ihnen steht, und was für ein düsteres Geheimnis verbirgt er? Ist er wirklich der „echte“ Rattenfänger oder nur ein ganz normaler Verrückter? In jedem Falle nimmt er Sie mit auf eine Stadtführung der besonderen Art. An magischen Orten und Plätzen in der Innenstadt verrät er Ihnen Neues und weniger Bekanntes über die scheinbar bekannte Rattenfängersage. Lüften Sie sein Geheimnis. Lauschen Sie seinem verführerischen Flötenspiel. Wie sah Hameln, ein kleines Städtchen im dunklen Mittelalter, damals wirklich aus? Warum verließen im Jahr 1284 die 130 „Kinder“ die Stadt?

In einem Stadtspaziergang durch die Altstadt erfahren Sie in sechs verschiedenen Episoden seine Version der Geschichte(n) – mal ernsthaft, mal augenzwinkernd, mal unheimlich. Dauer: ca. 75 Min. Treffpunkt: Tourist Information. Preis: 170 Euro je Gruppe (max. 20 Personen). Alternativ gibt es von Mai bis Oktober an jedem ersten Samstag im Monat öffentliche Führungen. Uhrzeit: 21.00 Uhr. Preis: 15 Euro pro Person. Treffpunkt: Rattenfängerhaus, Osterstraße

Auskunft und Buchung über Infocenter Hameln unter Telefon: 05151/9578-23 und unter https://www.hameln.de/de/entdecken-erleben/stadtfuehrungen/mit-dem-rattenfaenger/der-verfuehrte-verfuehrer/.

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