Seit November ist das Museum Hameln bereits geschlossen. Was bedeutet das für den Museumsbetrieb und wie arbeitet das Team im Lockdown weiter? „Auch wenn Ausstellungen und Veranstaltungen immer die größte Sichtbarkeit nach außen haben, so ist die Vermittlung an das Publikum nur eine von vier Grundaufgaben des Museums. Die anderen drei sind Sammeln, Bewahren und Erforschen“, sagt Museumsleiter Stefan Daberkow.
Gleichzeitig geht aber auch das normale Tagesgeschäft unvermindert weiter. Neben der Vorbereitung künftiger Ausstellungen sind durch die Pandemie neue Aufgaben hinzugekommen. „Wie überall kostet auch bei uns das Krisenmanagement viel Energie, die uns keinen Output bringt, sondern nur dazu dient, möglichst wenig Schaden in dieser außergewöhnlichen Situation zu nehmen.“ Das betrifft die Arbeit im „Stand-By-Modus“ des immer wieder verlängerten Lockdowns ebenso wie die Anpassung von Hygiene-Konzepten oder die Beantragung von Hilfsmitteln. Was an Zeit übrig bleibt wird für Aufgaben genutzt, die im Regelbetrieb meist zu kurz kommen, etwa für Arbeiten an der Dauerausstellung. Ein Überblick:
Sonderausstellungen: Das von der Kulturstiftung des Bundes geförderte Projekt „Pied Piper International. Auf den Wegen des Rattenfängers“ wird verlängert, und zwar bis zum 5. September 2020. Im Anschluss zeigt das Museum die Sprichwörter-Schau „Mein Name ist Hase. Redewendungen auf der Spur“, eine Ausstellung des Museums für Kommunikation Nürnberg, die auch bereits in großen Häusern wie dem Focke-Museum Bremen gezeigt wurde. „Sie passt thematisch wie auch von der Gestaltung hervorragend in unser Haus, und es ist toll, dass wir sie nach Hameln holen können“, freut sich der Museumsleiter.
Dauerausstellung: Die Überarbeitung von Teilen der ständigen Ausstellung betrifft nicht nur die Inhalte, sondern auch die Gestaltung oder die Optimierung der Besucherführung. Sichtbar ist das bereits im Erdgeschoss (Abteilung Vorgeschichte), wo durch Umbau und Versetzen von Vitrinen mehr Platz geschaffen wurde. „Wir haben nun ein kleines Foyer gewonnen, das nicht nur mehr Bewegungsfreiraum und Abstandhalten in Pandemiezeiten ermöglicht, sondern künftig auch als Sammelbereich für Gruppenführungen oder Schulklassen dienen wird“, erklärt der Museumsleiter. Weiterhin wurden bereits Änderungen in der Rattenfängerabteilung vorgenommen, auch im Hinblick auf die Module, die nach dem Ende der Sonderausstellung „Pied Piper International“ dort integriert werden sollen.
Fördermittel: Das Museum hat einen erfolgreichen Antrag beim Programm „Neustart“ gestellt, das speziell für Investitionen und Anpassungen im Zuge der Corona-Pandemie aufgelegt wurde. Größte Einzelmaßnahme ist die Installation von neuen desinfizierbaren Sitzbänken für das Mechanische Rattenfängertheater, die für das Museum maßgefertigt wurden. Besonders erfreulich: Durch die neue Bestuhlung konnte auch ein Rollstuhlplatz im Zuschauerraum eingerichtet werden.
Digitale Angebote und Social Media: Während des Lockdowns wurde die Präsenz auf Facebook und Instagram ausgeweitet. Der traditionelle Nikolaus-Besuch im Museum fand beispielsweise erstmals online über eine Videoplattform statt. Aktuell wird an der englischsprachigen Homepage gearbeitet, eine online-Ausstellung über den Wiederaufbau der Hamelner Münsterkirche ist in Vorbereitung und es sollen digitale Vermittlungsformate für Schulen entwickelt werden. „Hierzu freuen wir uns auch über Hinweise von Lehrerinnen und Lehrern, wie an den Schulen eigentlich der Bedarf ist bzw. welche technischen Voraussetzungen da sind.“
Die Sondersituation des Lockdowns im Museum wird außerdem auf humorvolle Weise in einem zweiminütigen Clip im Stil eines Stummfilms thematisiert, der im Internet abrufbar ist: In „Aber Adolph, wo sind die Gäste?“ warten die Schauspieler der szenischen Führung auf die Rückkehr der Besucherinnen und Besucher.
Apropos warten auf Gäste – wie hat sich die Pandemie bisher auf die Besuchsbilanz ausgewirkt? „Wie fast überall sind natürlich auch bei uns die Zahlen massiv eingebrochen“, sagt der Museumsleiter. Lediglich 12.183 Nutzerinnen und Nutzer der musealen Angebote verzeichnet die Statistik für das Jahr 2020. Ein Rückgang um fast 60 Prozent gegenüber den beiden Vorjahren, in denen jeweils fast 30.000 kamen. „Dafür, dass das Museum volle vier Monaten komplett geschlossen war, Schulklassen und Reisegruppen ausblieben und kaum Veranstaltungen stattfinden konnten, sind diese Zahlen sogar noch nicht mal schlecht. Es blieben ja fast nur noch Einzelbesucher bzw. Familien, die wir vor allem aber ab Juli auch wieder zahlreich begrüßen konnten“, so Daberkow.
Nun hofft das Museumsteam, dass die Rahmenbedingungen ein baldiges Ende des Lockdowns zulassen und das Museum wieder seine Pforten für das Publikum öffnen darf.