„Ein ambivalentes Geschäftsjahr 2021 liegt hinter uns. Erneut waren gerade im 1. Halbjahr die Branchen Tourismus und Veranstaltungen von der Pandemie sehr hart getroffen – Städte noch etwas mehr als die Regionen“, so die Geschäftsführer der Hameln Marketing und Tourismus GmbH (HMT), Harald Wanger und Dennis Andres. Dennoch konnten leichte Erholungstendenzen vermeldet werden, schildern sie.
Die Übernachtungszahlen in Hameln sind zum Vorjahr um 12,4 Prozent gestiegen, trotz des Lockdowns in den ersten, und hier mit Betonung - „fünf“ Monaten. Für die HMT bedeutete der Einbruch im Städtetourismus allerdings erneut massive Einbußen bei den Gruppenreisen, den Gästeführungen, aber auch den Veranstaltungen und Mieterlösen im Hallensegment. Dass trotzdem ein fast ausgeglichenes Geschäftsergebnis bilanziert werde, sei nur durch erhebliche Einsparungen bei den Personalkosten (Kurzarbeit und Reduzierung) zu erklären. Damit gingen leider weiterhin temporäre Serviceeinbußen wie eingeschränkte Öffnungszeiten des Infocenters einher, so Wanger und Andres.
Zahlenmäßig konnte die HMT schließlich mit einem Geschäftsvolumen von 2,9 Millionen Euro ein knapp ausgeglichenes Ergebnis erzielen. 2020 waren es zum Vergleich 2,2 Millionen Euro, 2019 waren es fast 3,7 Millionen Euro, was allerdings ein Höchststand in der Historie der HMT gewesen sei.
Die aktuelle Untersuchung der DWIF Consulting GmbH im Auftrag der HMT im Jahr 2021 besagte, dass der touristische Umsatz in Hameln im Zeitraum 2009 bis 2019 um 1/3 auf 146,6 Millionen Euro brutto p.a. gestiegen ist. Der Umsatzausfall für den Tourismus in Hameln betrug im Jahr 2020 pro Woche durchschnittlich 1,7 Millionen Euro, insgesamt 74,3 Millionen Euro. Das sind gut 50 Prozent. Aufgrund der wenig veränderten Situation dürften die Umsatzausfälle im Jahr 2021 in einer ähnlichen Größenordnung liegen, so Wanger und Andres.
Dass in der Krise auch neue Chancen liegen, bewies der Erfolg von „Hameln – Komm, wie Du bist“. Weitsichtig hatten Rat und Verwaltung Mittel für die Revitalisierung zur Verfügung gestellt, um die Innenstadt nach dem Lockdown wieder zu beleben. Es galt, sich massiven Nachfrage-Veränderungen und großen Herausforderungen zu stellen. Die Pandemie habe verdeutlicht, welche markanten Nachfrage-Entwicklungen sich vollziehen und die HMT auch nach der Pandemie begleiten würden. Trends wie nachhaltiges Wirtschaften und Reisen, Digitalisierung und Individualisierung kristallisierten sich als treibende Faktoren heraus. „Die HMT hat erste Weichen gestellt, um sich auf den dynamischen Wandel erfolgreich einzustellen“, sagt Aufsichtsratsvorsitzender, Lars Kocea: „Vordergründig komme der Innenstadtbelebung und ihrer Revitalisierung eine große Bedeutung zu und das Stadtmarketing Hameln habe zusammen mit der Stadt Hameln hier die Federführung übernommen.“
Mit Blick auf das Jahr 2022 hat sich die HMT in Abstimmung mit der Stadt Hameln beim Landes-Förderprogramm “Perspektive Innenstadt” beworben. Beantragt sind Mittel in Höhe von circa 600.000 Euro für die Fortführung von „Hameln – Komm, wie Du bist“. „Wir sind bestrebt, eine erlebnisreiche, vielfältige Angebotsauswahl, die die Aufenthaltsqualität aller Besucher der Stadt steigert, anhaltend voranzutreiben“, schildert Andres. Die Komplexität dieses Vorhabens liege auf der Hand, ginge unlängst über die jetzt angestrebten Maßnahmen hinaus. Doch in gemeinsamer Kraftanstrengung sei man hier auf einem guten Weg: Mit der Kulturreihe „Hameln. Komm, wie Du bist!“, den zusätzlichen Sitz-Inseln, den wechselnden Spielangeboten für Kinder, der begleitenden Kampagne, der großen Losaktion, habe im vergangenen Jahr die richtige Richtung eingeschlagen, da knüpfe man zuversichtlich an.
Weitere 200.000 Euro seien für ein umfassendes neues Kultur-Tourismuskonzept und konkrete Maßnahmen mit dem Schwerpunkt „Digitalisierung“ beantragt, so Wanger. Unter der Rubrik „Digitalisierung“ verbergen sich vier „interaktive Touch-Points“, die vor dem Infocenter und an ausgewählten Standorten in der Innenstadt Hameln installiert werden; zum anderen wird eine Digitale Stadtführung mit einem animierfähigen Rattenfänger in Kooperation mit der Deutschen Märchenstraße (DMS) entstehen. In diesem Zuge wird sich die HMT auch als Unternehmen einer umfänglichen „Digitalen Transformation“ unterziehen und Prozesse zukunftsfähig ausgestalten.
Mit einem neuen Kultur-Tourismuskonzept verfolgt die HMT-Geschäftsführung das Ziel, die durch Corona aufgetretenen Nachfrage-Veränderungen aufzunehmen. Ein „weiter so“ werde es im Deutschland-Tourismus nicht geben. Zentrale Veränderungen zeichnen sich auch für Hameln ab, nämlich Individualisierung statt Gruppenreisen, der Einsatz digitaler Medien in allen Stufen der sogenannten „Customer Journey“ und das Bedürfnis, verstärkt nachhaltig zur Reisen. Es gelte, so Wanger und Andres, auch ein Stück weit durch höhere Anteile von Inlandsreisen die Verluste aus dem Auslandsgeschäft und dem ausbleibendem MICE-Geschäft (Meetings, Incentives, Congress, Events) zu kompensieren.
„Die HMT als DMO, als Destination Management Organisation, und Vermarkter der Stadt, kann nur im Einklang mit der Stadt Hameln und den Leistungsträgern gemeinsam einen neuen Weg beschreiten, um die zukünftige Nachfrage durch neue Angebote, neue Vertriebswege, neue Kundenansprache abzusichern. Hier spielt eine integrierte Konzeptionierung unter Einbeziehung des Stadtmarketing und der Kulturtreibenden eine zentrale Rolle. Submarken, wie zum Beispiel der `MusicalWinter` Hameln müssen integriert werden“, so die Verantwortlichen der HMT.
„Wir können uns mit den Schritten zukunftsweisend aufstellen, aus Eigenmitteln könnten wir diesen notwendigen Transformations-Prozess nicht stemmen", so Wanger und Andres. Der Weg in die Zukunft führe unter anderem nur über innovative und professionell umgesetzte Erlebnis- und Serviceangebote, Kooperationsmodelle und Finanzierungskonzepte. Damit möchten wir frischen Wind in die Hamelner Tourismusbranche bringen.
Der Geschäftsbericht der HMT ist einsehbar unter Download (1,6 MB): https://www.hameln.de/fileadmin/media/Hameln_Fotos/Tourist-Info_HMT-Pressemeldungen/GeschBericht2021_Web.pdf