Experten kämpfen mit Beton und Gestein

Seit Montag, 17. Februar, sucht eine Spezialfirma unter einem Gebäude auf dem Gelände der Basberg- und der Niels-Stensen-Schule nach einem möglichen Bomben-Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg. Zunächst waren die Fachleute für Kampfmittelbergung davon ausgegangen, dass die sogenannte Tiefensondierung eine Woche dauern könnte – die Stadt Hameln, die Schulleitungen beider Grundschulen und die Eltern hatten gehofft, dass die Schülerinnen und Schüler schon in der nächsten Woche (ab dem 24. Februar) in ihre Schulgebäude am Adalbert-Stifter-Weg zurückkehren können. Doch nun gibt es erneut Probleme.

Die Experten bohren mit speziellen Bohrern durch die Bodenplatte des Verbindungsbaus, unter dem eine nicht detonierte Fliegerbombe liegen könnte, sowie durch die Keller der beiden danebenliegenden Schulgebäude. Anders als bei den bereits überprüften Verdachtspunkten, die im Freien unter dem Schulhof und unter dem Sportplatz lagen, kann dabei kein großes Gerät zum Einsatz kommen: Der Kellerbohrer hat wesentlich weniger Kraft als der zuvor eingesetzte Bohrer am Bagger, es dauert sehr viel länger, in die erforderliche Tiefe vorzudringen. Erschwerend hinzu kommen nun die Bodenverhältnisse: Die Kampfmittel-Experten müssen sich durch lose Gesteins- und harte Betonschichten in unterschiedlichen Tiefen kämpfen, für jedes Material müssen die Werkzeuge gewechselt werden. Es geht nur zentimeterweise in die Tiefe. Von 37 geplanten Bohrlöchern konnten bis Freitagmittag (21. Februar) erst sieben gesetzt werden.

„Die Arbeiten sind sehr zeitintensiv“, erklärt Martina Harms, als Erste Stadträtin der Stadt Hameln für den Bereich Bildung zuständig. „Die Untersuchung wird deshalb noch mehrere Wochen in Anspruch nehmen.“ Für die 385 Schülerinnen und Schüler der beiden Grundschulen bedeutet das: Sie werden voraussichtlich erst nach den Osterferien (diese enden am 30. April) in ihre Schulgebäude am Adalbert-Stifter-Weg zurückkehren können.

Die acht Klassen der Niels-Stensen-Schule werden weiterhin bis voraussichtlich Freitag, 4. April, im Viktoria-Luise-Gymnasium in der Hermannstraße unterrichtet. Dort waren sie bereits seit dem 10. Februar untergekommen. Auch die Nachmittagsbetreuung findet in der Hermannstraße statt.

Die rund 250 Schülerinnen und Schüler der Basbergschule werden ab Montag, 24. Februar, ersatzweise an der Rüdiger-Butte-Schule und an der Eugen-Reintjes-Schule unterrichtet. Aus Platzgründen müssen die Kinder auf zwei Schul-Standorte aufgeteilt werden. Mit Bussen werden die Schülerinnen und Schüler vom Basberg zu den beiden Schulen und zurück oder gegebenenfalls zur Nachmittagsbetreuung ans Viktoria-Luise-Gymnasium gebracht. Die Entscheidung hat die Stadt in enger Absprache mit der Schulleitung getroffen.

„Ich wünschte, ich hätte bessere Nachrichten“ – mit diesen Worten informierte Harms die Eltern beider Schulen über die erneute Verzögerung. Man hoffe nun, dass die Fachleute für Kampfmittelbergung auch am dritten Verdachtspunkt keinen Hinweis auf eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg finden. Der Blindgänger-Verdacht unter dem Schulhof und unter dem Sportplatz hatte sich im Zuge der Untersuchungen nicht erhärtet.

Auch der dritte Verdachtspunkt unter dem Gebäude wird mit der Methode der Bohrlochsondierung untersucht: Rund um den mittels GPS-Technik exakt vermessenen möglichen Einschlagort der Bombe wird mit einem speziellen Bohrer ein Raster von Löchern angelegt. Diese Löcher sollen neun Meter in die Erde reichen. Anschließend werden die Bohrlöcher mit Plastikrohren stabilisiert, bevor eine magnetische Sonde eingeführt wird, die Gegenstände aus Eisen im Erdreich aufspürt. Zunächst sind 37 Bohrungen geplant, auf Empfehlung des Kampfmittelbeseitigungsdienstes Niedersachsen (KBD) könnte der Radius allerdings auf 61 Bohrlöcher erweitert werden. Bei den beiden bereits überprüften Punkten war dies nötig gewesen.

Die Stadt Hameln wird die Zeit, in der auf dem rund 1,6 Hektar großen Areal kein Schulbetrieb stattfindet, nutzen, um in Abstimmung mit dem Kampfmittelbeseitigungsdienst auch die übrigen freiliegenden Bombentrichter öffnen und räumen zu lassen. Ursprünglich war geplant, dass eine Fachfirma die Trichter in den Sommerferien untersucht. An diesen Stellen waren gegen Ende des Zweiten Weltkrieges Fliegerbomben niedergegangen und explodiert. In solchen Kratern sind kurz nach Kriegsende auch Projektile, Helme und anderer Weltkriegsschrott entsorgt worden, bevor sie zugeschüttet wurden. Historische Luftaufnahmen zeigen insgesamt 14 solcher Bombentrichter auf dem Grundstück.

Aktuelle Informationen rund um den Blindgänger-Verdacht am Basberg sowie Antworten auf die wichtigsten Fragen stellt die Stadtverwaltung unter www.hameln.de sowie kostenfrei und rund um die Uhr unter der Telefonnummer 0800/426 356-6 zur Verfügung.

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