Mit Video: 32 neue Bäume für den Kastanienwall

Es ist eine Zäsur: Zum ersten Mal seit 67 Jahren steht der Kastanienwall seit Spätsommer dieses Jahres ohne Bäume da. Zwischen Januar und August mussten 31 der ursprünglich 38 Purpur-Kastanien entlang des Walls gefällt werden, da sie zunächst von einer Rindenkrankheit betroffen und schließlich von einem Pilz befallen worden waren. Lediglich sieben Bäume konnten erhalten werden.

Nun soll die Stadt wieder grüner werden: „Wir wollen, dass der Kastanienwall im nächsten Jahr seinen Allee-Charakter zurückbekommt“, erklärt Oberbürgermeister Claudio Griese im Video. Die Verwaltung plant, die stadtbildprägende Allee in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen und zugleich dem Klimawandel Rechnung zu tragen. Um möglichst günstige Bedingungen für die 32 neuen Bäume zu schaffen, werden Standorte und Schutzmaßnahmen von vornherein neu gedacht: So werden für die neuen Pflanzen, um ausreichend Abstand zur Verkehrsfläche zu schaffen, an der Nebenfahrbahn zwischen Emmernstraße und Fußgängerunterführung acht Parkplätze weichen sowie ein Parkscheinautomat umgesetzt. Alle weiteren Parkplätze bleiben erhalten.

Zwischen Sedan- und Wettorstraße müssen vor dem Pflanzen neuer Bäume zunächst die Gehwege saniert und die Frage geklärt werden, wie und ob Gas- und Wasserleitungen der Stadtwerke verlegt werden können. Um eine für alle Seiten akzeptable Lösung zu finden und insbesondere die Versorgung im Innenstadtbereich nicht zu gefährden, werden die Jungpflanzen dort wohl erst später eigepflanzt werden können.

So sehr die Hamelner an ihren Kastanien hängen: Von einer erneuten Bepflanzung mit Kastanien raten Experten ab, es gibt keine Gewähr dafür, dass die Rindenkrankheit nicht wieder auftritt – das Bakterium Pseudomonas syringae pv. Aesculi, das die Krankheit auslöst, ist in der Luft, im Boden, in Pflanzenresten und im Regen allgegenwärtig. Die Fachleute sehen keine Möglichkeit, das Bakterium zu bekämpfen. Es führt zum Absterben von Rindenpartien und begünstigt den Befall mit holzzersetzenden Pilzen. Diese Kombination führt bei betroffenen Bäumen schnell zu Holzfäule und gefährdet, insbesondere an einer viel befahrenen Straße wie dem Kastanienwall, die Verkehrssicherheit.

So blickt die Stadt auch bei der Auswahl der Baumart in die Zukunft: Hoch genug müssen die Bäume wachsen, schnittverträglich sein, extrem heißen und trockenen Sommern standhalten. Gegen bekannte Krankheitserreger sollten sie weitgehend resistent sein – und gut aussehen sollen sie natürlich auch. Anhand dieser Kriterien wurden zwei mögliche Baumarten ausgewählt: Der Amberbaum, der sogenannte Kaugummibaum, und die Gleditschie „Skyline“. Während der Amberbaum im öffentlichen Stadtbild bisher kaum zu finden ist, kann die Gleditschie bereits an der Sudetenstraße betrachtet werden.

Mit Zustimmung der Politik könnten die ersten Bäume im Spätherbst 2020 gepflanzt werden. 387 000 Euro investiert die Stadt in die Wiederherstellung der Allee mit dem Klimawandel standhaltenden Baumarten.

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