Ausstellung: Geschichte im Spiegel der Emotionen

Unsere Politik wird, so scheint es, zunehmend von Gefühlen bestimmt. Wir leben in Zeiten der Daueraufgeregtheit. Fakten werden durch gefühlte Wahrheiten infrage gestellt. Radikale aller Couleur finden mit einfachen Antworten auf komplexe Fragen immer mehr Zuspruch. Genau hier setzt die Ausstellung „Die Macht der Gefühle. Deutschland 19|19“ an, die seit dem 15. November bis zum 11. Januar 2020 in der Stadtbücherei zu sehen sein wird.

Das Foto entstand am 6. Juli 2017 in Hamburg anlässlich des G20-Gipfels, ein Tag vor der offiziellen Eröffnung. Damals demonstrierten Menschen unter dem Motto "Welcome to hell" gegen die Politik der G20-Staaten. Die Polizei löste die Demonstration sehr schnell auf und ging hart gegen die G20-Gegner vor. Foto: Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur / Regina Schmeken

Die unter Schirmherrschaft von Bundesaußenminister Heiko Maas stehende Schau betrachtet aus dem Blickwinkel von Emotionen die deutsche Geschichte der vergangenen 100 Jahre. Anlass sind zentrale Jahrestage von Diktatur und Demokratie im 20. Jahrhundert, wie die Gründung der Weimarer Republik 1919, der Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939, die doppelte deutsche Staatsgründung 1949 sowie die Friedliche Revolution 1989.

Gefühle waren Motor politischer und gesellschaftlicher Reform- und Demokratisierungsprozesse. Aber sie waren stets auch Gegenstand politischer Instrumentalisierung und Manipulation, besonders seitens der politischen Extreme des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung wirbt dafür, sich den Herausforderungen der Gegenwart geschichtsbewusst, mutig und besonnen zu stellen.

Die Ausstellung ist eine Kooperation zwischen den städtischen Abteilungen Kulturverwaltung und -förderung und der Stadtbücherei im Rahmen der Erinnerungskultur. Der Eintritt ist frei.

Die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ und die Bundesstiftung „Aufarbeitung der SED-Diktatur“ haben die Ausstellung initiiert und gefördert. Die Historikerin Ute Frevert, Direktorin des Berliner Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, entwickelte die Ausstellung zusammen mit ihrer Tochter Bettina Frevert, die in der historisch-politischen Bildung arbeitet. Anhand von 20 Emotionen zeigen sie heutige Erscheinungsformen, um Kontinuitäten und Brüche in den Gefühlswelten zu verdeutlichen, welche die vergangenen 100 Jahre prägten und deren Intensität heute Politik und Gesellschaft herausfordert.

Akustische Bildbeschreibungen zu allen zentralen Motiven der Ausstellung ermöglichen blinden und seheingeschränkten Menschen ebenso wie sehenden Besucherinnen und Besuchern eine weiterführende Beschäftigung. Thematisch passende Bücher und Medien für Jugendliche und Erwachsene aus dem Bestand der Stadtbücherei ergänzen die Ausstellung.

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