Ein Nachtwächter eilt voraus – eine Gilde wird folgen

Der Hölzerne Wanderpokal steht schon mal – eine ganze Gilde wird folgen: Vom 4. bis 6. September 2020 ist die Stadt Hameln Ausrichterin des Gildentreffens der Türmer und Nachtwächter der Regionalgruppe Nordwest. Erwartet werden rund 30 Gästeführerinnen und Gästeführer aus ganz Deutschland und Österreich, die – neben geselligem Beisammensein und Austausch – auch in voller Kluft in der Rattenfängerstadt unterwegs sein, dabei zu verschiedenen Gele-genheiten kraftvoll in ihr Horn blasen und ihre verortete Geschichte erzählen werden.

Almuth Gattermann und Ulrich Corcilius, beide Mitglieder der Gilde, organisieren das anstehende Treffen in Hameln. Der Wander-Pokal, eine Nachtwächter-Figur aus Holz, zog bereits am 18. Oktober nebst Postkarten und Buchauszügen in eine Schauvitrine im Infocenter Hameln – „als Zeichen, dass Hameln Ausrichter 2020 ist“, sagt Almuth Gattermann. Der Geschäftsführer der Hameln Marketing und Tourismus, Harald Wanger, und Rattenfänger-Darsteller Michael Boyer begleiteten die Zeremonie. „Dieses Jahr fand unser Jahrestreffen in Moers am Niederrhein statt und wir haben den Pokal gleich aus den Händen von der Nachtwächterin Anne-Rose Fusenig mitgenommen“, erklären die Türmer.

Vor zwei Jahren erschien das Buch „Nachtwächter und Türmer“, das auch die Türmer aus Hameln nicht unerwähnt lässt und zudem Erläuterung zum und ein großes Foto vom Rattenfänger enthält. „Das war großartig für uns, in das Buch aufgenommen zu werden“, so Gattermann  und Corcilius. „Außerdem hatten wir uns für das Gildetreffen in Hameln beworben und erhielten nach der Buchvorstellung in Rees, dem Sitz des Gildemeisters, den Zuschlag. Das war ein ganz tolles Gefühl, zumal wir unser 10-jähriges Bestehen als Türmer in Hameln feiern“, erklären sie erfreut.

Auch das Programm für die Gilde-Schwestern und -Brüder steht bereits: Im Bürgerhus wird gebackenes Mönchbrot nach altem Rezept gereicht und eine Erklärung zum Haus geliefert. Die Regionaltagung wird in der Tourist-Information stattfinden. Es gibt einen Empfang mit dem Hamelner Oberbürgermeister Claudio Griese und Landtagsabgeordneten, eine Baumpflanzung im Bürgergarten, eine Bootsfahrt auf der Weser sowie einen Rundgang mit den Gästen durch die Innenstadt, wo sich die einzelnen Nachtwächter vorstellen. Nach einem Gottesdienst am Sonntag im Hamelner Münster geht es ab 11.15 Uhr auf die Hochzeitshaus-Terrasse, wo sich die gesammelte Gilde noch gemeinsam das Rattenfänger-Freilichtspiel ansehen wird.

„Da ist schon Stimmung, wenn 30 bis 40 Gewandete durch die Stadt ziehen und in das Horn blasen, darauf freue ich mich besonders“, sagt Almuth Gattermann. „Der Höhepunkt für mich ist, dass der Baum von uns im Bürgergarten gepflanzt werden darf im Beisein der Gilde,“ ergänzt Ulrich Corcilius. Es handele sich hierbei um eine gelbe Magnolie mit einem Hinweisschild auf das Regionaltreffen in Hameln. Der Baum habe eine Lebenserwartung von 200 Jahren.

Zur Gilde der Nachtwächter und Türmer:

Die Gilde ist 2004 mit elf Gründungsmitgliedern gestartet. Darunter federführend: Die Nachtwächterin von Minden, Helga Simon, und Ralf-Josef Foit, für die Hamelner bekannt als Pierre de Pico, der Stadtschreiber von Hameln. Außerdem traten Elvira Wittich, der Süntelgeist, und etwas später Lutz Simon, Hessisch Oldendorfs Baxmann, bei. Sie traten in Bad Münder unter anderem mit der erklärten Absicht an, einer geschichtsbewussten Gemeinschaft den Weg zu ebnen. Mit Erfolg: Die Gilde zählt heute über 200 Mitglieder. Wichtig war und ist auch, dass Frauen in die Gilde ausdrücklich willkommen sind. Die Gemeinschaft hat kürzlich einen Antrag auf Aufnahme der Tradition in das immaterielle Kulturerbe der UNESCO auf den Weg gebracht.

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